Gestützt von zuverlässigen schriftlichen
Quellen dürfen wir mit ziemlicher Sicherheit
annehmen, dass etwa von 1480 bis
1540 ein Johannes Georg Faust gelebt
hat, ein studierter Mediziner und Theologe,
der sich jedoch auch durch seine
Kenntnisse der Astrologie und Alchimie
bekannt gemacht hat. Auf seinen Reisen
kreuz und quer durch Deutschland –
seine Spuren finden wir unter anderem
in Wittenberg, Erfurt, Ingolstadt, Bamberg
und Nürnberg – unterhielt er seine
Zeitgenossen durch allerlei gewagte
philosophische Spekulationen und verblüffende
Zauberkunststücke; eine
gefährliche Freizeitbeschäftigung in der
Zeit der lodernden Scheiterhaufen,
wegen der er aus mehreren Städten
ausgewiesen wurde. Um 1540
starb dieser historische Faust vermutlich
eines gewaltsamen Todes
durch Neider oder andere Feinde.
Zeitgenössische Berichte sagen
indessen, Faust sei eines Nachts –
um Mitternacht – „vom Teufel
höchstselbst erwürgt und in die
ewige Verdammnis geholt worden“.
Faust: Geschichte einer Höllenfahrt
Figurentheater für Erwachsene.
Von und mit Gerd J. Pohl.
Es ist nicht verwunderlich, dass
eine Gestalt wie Faust, die schon zu
Lebzeiten von Geheimnissen und
Gerüchten umwoben war, bereits
kurz nach ihrem Tod Anlass zu einer
groß angelegten Legendenbildung
war. Im Volksbewusstsein wurde er schnell
zum Zauberertypus schlechthin, und
schon bald kursierten die ersten, noch in
lateinischer Sprache abgefassten Faust-
Anekdoten. Ihnen folgten mythologisch
angereicherte Lebensbeschreibungen,
Volksbücher und Faust-Gedichte sowie
die ersten theatralischen Auseinandersetzungen
mit der Faust-Sage, als deren
erster Höhepunkt das Drama „The Tragical
History of Doctor Faustus“ von
Christopher Marlowe gegen Ende des
16. Jahrhunderts zu nennen ist. Seither
und bis in die Gegenwart hinein
beflügelt die Faust-Sage die Fantasie
der Dichter und Schriftsteller, an ihrer
Spitze natürlich Johann Wolfgang
von Goethe mit seinen berühmten
Bearbeitungen. Neben den Literaten
beschäftigten Leben, Werk
und Höllenfahrt des Doktor Faust
in der Folge auch Künstler aus
anderen Metiers, etwa die Maler
und Bildhauer, die Komponisten
und deren Texter und seit 1922
auch die Filmschaffenden.
Und selbstverständlich wurden
auch die alten Puppenspieler,
deren Betätigungsfeld im 18. und
19. Jahrhundert fast ausschließlich
die Jahrmärkte und Wirtshaussäle
waren, auf den Faust-Stoff
aufmerksam und führten die
Geschichte mit ihren Marionetten
und Handpuppen auf. Die erste
Puppenspielaufführung einer Faust-
Inszenierung ist im Jahre 1746 in
Hamburg urkundlich belegt. Bis
heute gehören Puppenspiele von
Doktor Faust zum Repertoire vieler
renommierter Puppenspieler. In der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
zeigten fast alle Puppenspieler von
Rang und Namen ihren individuellen
„Faust“ auf ihren Bühnen. Und auch
Bergisch Gladbachs Puppenspieler
Gerd J. Pohl hat seine eigene Faust-
Fassung im Programm, basierend auf
dem Handlungsstrang des Bonner
Germanisten Karl Simrock von 1846
und dem des Ulmer Marionettentheaters
an. Jedoch gibt Pohl die
alte Geschichte in seinen eigenen
Worten wieder. Er erlaubt sich, recht
frei mit dem überlieferten Figurenensemble
umzugehen und gänzlich
auf Versdichtung zu verzichten,
ohne dabei den volkstümlichen Charakter
zu verletzen. Das Ergebnis ist
ein freches und stellenweise leicht
frivoles Puppenspektakel, gewürzt
mit reichlich Kasperwitz und einem
unübersehbaren Augenzwinkern.
Gerd J. Pohl
geboren 1970 als Spross der
Künstlerfamilie Osterritter in
Bonn.
Schon als Kind Hinwendung
zum Puppentheater; 1987
Gründung der Piccolo
Puppenspiele als Reisebühne;
seit 2009 Prinzipal des
Theaters im Puppenpavillon
in Bergisch Gladbach.
Über 40 Inszenierungen
für Kinder; für Erwachsene
u.a. „Faust“ und „Der kleine
Prinz“ als Puppenspiele
sowie zahlreiche
Literaturprogramme (darunter
mit Texten von Edgar Allan
Poe, Franz Kafka und Oscar
Wilde).
Termin.
20. 10. 2024
19.30 Uhr – für Erwachsene
Faust –
Geschichte einer Höllenfahrt
Faust –
Geschichte einer Höllenfahrt
Meys Fabrik
Beethovenstraße 21
53773 Hennef
Beethovenstraße 21
53773 Hennef
Einlass 30 Min. vor der Aufführung
Karten.
Abendvorstellung:
20.– € (zzgl. VVG)
Abendkasse