Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ gehört zu den Meilensteinen der Literatur des 20. Jahrhunderts. Längst hat die Geschichte des Kindes, das versucht, sich der Welt der Erwachsenen anzunähern, nur um am Ende doch wieder in seine eigene – die eben des Kindes – zurückzukehren, Einzug in das kollektive Bewusstsein gehalten und ist sogar jenen geläufig, die Exupérys Buch selbst nie in den Händen gehalten haben.
1950 – noch vor der deutschen Erstveröffentlichung im Karl-Rauch-Verlag – brachte Rudolf Fischer (1920-1998) „Der kleine Prinz“ erstmalig auf die Puppenbühne. Fischer, ein Puppenspieler von Weltruf, hatte seine letzte Spielstätte im Theater im Puppenpavillon in Bensberg, wodurch auch die Originalfiguren zu seiner Fassung von „Der kleine Prinz“ – meisterhafte Handpuppen von Lore Lafin (1905-1999) – nach Bensberg und letztlich in den Besitz des heutigen Puppenspiel-Intendanten Gerd J. Pohl gelangten. Nach vielen Jahren des Schattendaseins im Theaterfundus bringt Pohl sie nun zurück ins Bühnenlicht – in einer Neuinszenierung, die den ungeheuren Charme von Fischers stilistisch stark reduzierter Urfassung aufgreift und ein Stück deutscher Theater- und Puppentheatergeschichte lebendig und im wahrsten Wortsinne „begreifbar“ werden lässt, ohne dabei antiquiert oder museal zu wirken: „Mit subtiler Handführung und modulationsfähiger Stimme verleiht Gerd J. Pohl den Figuren ein bewegtes Eigenleben: Er schmeichelt, sinniert, brüllt, poltert, gibt sich majestätisch und kindlich – man vergaß, dass es sich ‚nur’ um Handpuppen handelte. Versonnen spendeten die Besucher nach dem letzten Satz Beifall – Pohl hatte sie entführt in die Welten, auf die Planeten des kleinen Prinzen. Mit seiner Stimme, den sanften Tongebilden von Glockenspiel und Glasharfe und dem Szenario auf der kleinen Puppenbühne. Da braucht es Zeit, um wieder in die Jetztzeit zurückzukehren – wie der Flieger nach seiner Notlandung.“ (Kölner Stadtanzeiger).
Unter der Regie von P. Willi Beine und unter Verwendung von Fischers alter Textfassung gibt Puppenspieler Gerd J. Pohl all jenen Figuren Charakter und Stimme, die längst zu Ikonen der Popkultur geworden sind: dem König und dem Trinker, dem Eitlen und dem Geschäftsmann, dem Geographen und dem Flieger, der Rose, der Schlange und dem Fuchs, dessen Geheimnis inzwischen in den Volksmund übergegangen ist: „Man sieht nur mit dem Herzen gut – das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar!“ Und natürlich dem kleinen Prinzen selbst, der bereits seit über 70 Jahren wie kaum ein anderer die Seelen der Leser, Zuschauer und Zuhörer anrührt.